Home - Inhalt - Kap. 1 - Kap. 2 - Kap. 3 - Exkurs - Kap. 4 - Kap. 5 - Kap. 6 - Kap. 7 - Kap. 8 - Kap. 9 - Anhang

7 Ausblick

Einen Ausblick über die Zukunft von Mediationsverfahren über die bereits angesprochene Generationenfrage hinaus, ist sicher nicht nur zeitlich bedingt, sie könnte sich auch als umwelt- und gesellschaftspolitische Notwendigkeit erweisen. Die immer wieder nach gleichen Schema ablaufenden `Grabenkämpfe´ von VerhandlungsteilnehmerInnen lähmen nicht nur die eigene Handlungsfähigkeit. In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft mit steigendem Bildungsgrad und Selbstwertgefühl auch aller gesellschaftlicher Randgruppen könnten sich gemeinsam gefundene, sachorientierte und praktikable Lösungen als der einzig gangbare Weg erweisen, um politische Handlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten bzw. wiederherzustellen.

Inwieweit Landschaftsplanung und Mediation sich als gut ergänzende Partner entwickeln können oder werden, hängt von den Erfahrungen ab, die in kommenden Beispielen zu sammeln sind. Die Tatsache, daß auch in anderen Raumplanungsdisziplinen Diskussionen über Kooperationsformen oder Moderationstechniken zur Problemlösung anlaufen, läßt durchaus positiv in die Zukunft blicken. Weck (1996) beschreibt für die Stadtregionen München neue Organisationsformen der regionalen Zusammenarbeit, um den dort gewandelten Anforderungen gerecht werden zu können, Kühn (1996) stellt Moderationstechniken als Möglichkeit der Konfliktvermittlung in der ökologisch orientierten Regionalplanung dar.

Als einer der modernsten Wege der Konfliktmittlung in der Raumplanung kann das GeoMed-Projekt der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, St. Augustin, angesehen werden (Ziegenhagen/Oedinger, 1996). Das von der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt zu Geographical Mediation soll auf Internet-Ebene die Entscheidungsfindung für öffentliche Planung erleichtern helfen. Im world-wide-web werden Karten und Textdokumente für die Zugangsberechtigten bereitgehalten und ein Mediationsprogramm, angelegt als Konferenz- bzw. Diskussionsplattform, bietet den VerhandlungsteilnehmerInnen sachliche Unterstützung im Argumentations- und Entscheidungsfindungsprozeß. Die ersten Ergebnisse der Städte, die GeoMed testen, zu denen auch die Stadt Bonn gehört, können allerdings nicht vor dem Projektende im Juli 1998 erwartet werden.

8 Zusammenfassung

Landschaftsplanung wurde und wird als wenig effizientes Planungsinstrument für Naturschutz und Landschaftspflege beschrieben. Neuere Untersuchungen zur Wirksamkeit von landschaftsplanerischen Maßnahmen stellen deren Akzeptanz bei den Betroffenen in den Mittelpunkt des Interesses, um ihre Umsetzung sicherzustellen. Der bisher von Planungsbehörden praktizierte decide-announce-defend-Ansatz erweist sich bei einem sich wandelnden Bürger-Staat-Verständnis als nicht mehr gangbar, da Blockadesituationen in Verhandlungsrunden die Handlungsfähigkeit einschränken bzw. zum erliegen bringen können.

Als eine Möglichkeit der Verhandlungslösung von Konflikten werden in jüngerer Zeit nordamerikanische Modelle der alternative dispute resolutions auch in Deutschland diskutiert und in Einzelfällen angewendet. Als das erfolgversprechenste Verfahren wird die Mediation angesehen, die Konfliktmittlung durch einen neutralen Dritten. Dieses Verfahren bietet die Möglichkeit, unter Leitung eines interessenungebundenen Konfliktmittlers und unter Beteiligung Betroffener, Konsense in Planungsfragen zu erzielen. Die dadurch gewonnene Akzeptanz birgt eine hohe Chance der Maßnahmenumsetzung in sich, was sich direkt in Planungseffizienz auszahlt.

In Deutschland gemachte Erfahrungen mit dem Mediationsansatz bauen im wesentlichen auf Standortentscheidungen in Abfall- und Verkehrspolitik und im Bereich Altlastensanierung. Anwendungen in räumlich ausgedehnten Gebieten sind bisher selten, obwohl sich die Konfliktmittlung mittels neutralem Dritten gut für solche Problemstellungen eignet. Daher wurde in dieser Arbeit untersucht, ob Mediationsverfahren zur wirksameren Umsetzung von Maßnahmen der kommunalen Landschaftsplanung beitragen können und wo die Probleme ihrer Anwendung liegen.

Die bearbeitete Fragestellung ist in ihrer Kombination, Landschaftsplanung durch Mediation, nur randlich in wissenschaftlicher Literatur bearbeitet worden. Daher kam das leitfadenorientierte Experteninterview aus dem Methodenkanon der Qualitativen Sozialforschung zur Anwendung. Es bietet die Möglichkeit, Grundinformationen zur Fragestellung einzuholen, gewährleistet ein bestimmtes Maß an Vergleichbarkeit der Antworten und läßt den Befragten die Chance, ihr spezifisches Wissen anzubringen und Zusammenhänge verdeutlichen zu können.

Im deskriptiven Teil wurden die für die Arbeit notwendigen Aspekte herausgegriffen. Dazu zählen im Bereich der Landschaftsplanung bisherige Beteiligungsverfahren, eine Zusammenstellung der in der Fachliteratur diskutierten Gründe der Umsetzungsmängel und die aktuelle Diskussion über Naturschutzqualitätsziele. Darüber hinaus wurden als Perspektiven aufgezeigt die Durchmischung von Planungs- und Umsetzungsphase, Projektsteuerung, systematische Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Akzeptanz sowie Kooperations- und Kommunikationssysteme.

Beim Themengebiet Mediation wurden Schwerpunkte gelegt auf die Bedeutung von Akzeptanz, den Ablauf und die Rahmenbedingungen von Mediation, ihre rechtliche Situation in Deutschland, eine Möglichkeit zur Konflikteinstufung und -behandlung und die Leistungsfähigkeit von Mediation in der Raumplanung. Für die Begriffsbestimmung des Modewortes Akzeptanz wurde auf soziologische Literatur zurückgegriffen. Die rechtliche Situation wurde unter Verweis auf das nicht-förmliche Verfahren des § 10 VwVfG als rechtlich abgesichert betrachtet.

Die wichtigsten Ergebnisse, die unter Einbezug bisheriger Literaturergebnisse diskutiert wurden, können folgendermaßen zusammengefaßt werden:

Als Antwort auf die Fragestellung der Arbeit kann festgehalten werden:

Nach Kenntnis der befragten Experten wurde ein Mediationsverfahren bisher noch nicht für die Aufstellung eines Landschaftsplans angewendet. Ob sich das hier formulierte Gedankenmodell anwenden läßt und einen Beitrag zu Planungseffizienz in der Landschaftsplanung leisten kann, ist letztlich nur durch Erfahrung an praktischen Beispielen möglich. Da neuerdings auch in anderen Raumplanungsdisziplinen, wie bspw. der Regionalplanung, Moderationstechniken zur Lösung von Nutzungskonflikten diskutiert werden, läßt sich die zukünftige Entwicklung von Konfliktmittlungsverfahren in der Landschaftsplanung als positiv einschätzen.

Erklärung

Ich versichere, daß ich die Arbeit selbständig verfaßt habe, daß ich keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt und die Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, in jedem Fall als Entlehnung kenntlich gemacht habe. Das gleicht gilt auch für Tabellen und Abbildungen.

Bonn, im Mai 1997

Home - Inhalt - Kap. 1 - Kap. 2 - Kap. 3 - Exkurs - Kap. 4 - Kap. 5 - Kap. 6 - Kap. 7 - Kap. 8 - Kap. 9 - Anhang